Denkmäler der Tonkunst in Österreich

Gesellschaft zur Herausgabe von Denkmälern der Tonkunst in Österreich

Karlmann Pachschmidt, Missa Sancti Carolomanni, Sinfonia

Denkmäler der Tonkunst in Öterreich, Band 154
bearbeitet von Alexander Opatrny

Karlmann (Carlmann, Carolomannus, Joseph) Pachschmidt (1700-1734) ist der erste innerhalb des heutigen österreichischen Bundeslandes Burgenland geborene Komponist, dem ein Band der DTÖ gewidmet werden wird. Pachschmidt wurde am 27. August 1700 in Eisenstadt auf den Namen Paul Joseph getauft, als seine Mutter scheint in den entsprechenden Matrikelaufzeichnungen Anna Katharina auf, als Vater Mathias Pachschmidt. Letzterer stand von 1691 bis 1721 als Trompeter in den Diensten der Frsten Esterházy und nahm dort insofern eine Vertrauensstellung ein, als er auch Pächter des im fürstlichen Besitz gestandenen Gasthauses "Zum Goldenen Greifen" in Eisenstadt und darüber hinaus Zahlmeister für die übrigen Hofmusiker war.

Von 1721 an bis zu seinem Ableben ist Joseph Pachschmidt im Wiener Schottenstift nachweisbar. Nachdem er am 15. August 1721 die Profess abgelegt und den Namen Carolomannus erhalten hatte, wobei er aber im täglichen Leben wohl Karlmann (Carlmann) genannt worden ist, was sich z.B. an Hand einiger aus seiner Lebenszeit stammender Eintragungen in den Stiftsunterlagen belegen lässt, wurde er am 21. September 1723 zum Priester geweiht. Bei den Schotten trat er von Anfang an als Komponist und Organist in Erscheinung, 1725 wurde er schließich in der Nachfolge des am 11. Juni 1725 verstorbenen Mathias Öttl Regenschori und Kapellmeister. Damit erlangte er eine der wesentlichen musikalischen Positionen im damaligen Wien.

Der Überlegung, Pachschmidt einen eigenen Band zu widmen, lag also auch der Gedanke zu Grunde, der hohen musikalischen Tradition der Schotten, bei denen ja eine Zeit lang kein Geringerer als Pachschmidts großer Zeitgenosse Johann Joseph Fux Organist gewesen ist, Respekt zu zollen und solcher Art ein wenig an die für die Schotten auch in musikalischer Hinsicht gloriose Regentschaft des Abtes Carl Fetzer zu erinnern.

Pachschmidts Schaffen konzentrierte sich zwar naturgemäß überwiegend auf Kompositionen für den liturgischen Gebrauch, andererseits komponierte er aber auch Musik für Schuldramen, die während seiner Zeit bei den Schotten aufgeführt wurden, und letztlich beschäftigte er sich auch schon mit der damals noch kleinen Form bzw. Gattung der Symphonie, was Niederschlag in einer dreisätzigen Sinfonia fand.

Um – so weit dies in einem einzigen Notenband überhaupt möglich ist – wenigstens andeutungsweise einen minimalen Überblick über die "Bandbreite" des Schaffens Pachschmidts zu geben, wurden sowohl eine Messe als auch die eben genannte Sinfonia ausgewählt. Von der Drucklegung von Schuldramenmusik Pachschmidts wurde abgesehen, weil dieselbe nur fragmentarisch erhalten ist.

Bei der Messe fiel die Wahl auf die so genannte Missa Sancti Carolomanni. Dies aus zwei Gründen. Zum einen, weil der Werktitel vermutlich eine Anspielung auf den Ordensnamen Pachschmidts darstellt, und diese Komposition andererseits entweder überhaupt die erste große Messe war (oder eine der ersten), mit der sich Pachschmidt nach Übernahme der Position des Regenschori musikalisch repräsentativ vorstellte. Nach derzeitigem Wissenstand ist nämlich als gesichert anzunehmen, dass alle noch vorhandenen großen Werke Pachschmidts erst frühestens ab November 1725 komponiert wurden. Die Messe, die erstmalig 1726 anlässlich einer Feierlichkeit bei den Schotten aufgeführt worden sein dürfte, könnte auf Grund von Datierungsversuchen, denen Vergleiche der Entwicklung der Notenschrift Pachschmidts über die Jahre hinweg zu Grunde liegen, schon 1725 entstanden sein.

Die Sinfonia wurde deshalb ausgewählt, weil sie ein kompositorisch wirklich passables Beispiel aus dem Gattungsbereich "Symphonie" darstellt, weist sie doch eine bereits sonatenform-ähnliche Gestaltung des 1. Satzes auf: In dessen Mittelteil lässt sich eine durchführungsartige Gestaltung erkennen, das Satzende ist in Ansätzen reprisenartig gestaltet. Dazu kommt noch, dass dieses Werk für einen Vertreter der Gattung "Symphonie" relativ früh, nämlich ca. 1728 entstanden ist.

Wie am Ende derartiger Ankündigungen wohl nicht zum ersten Mal wird auch hier der Hoffnung Ausdruck verliehen, dass der vorliegende Band einen Anstoß für Aufführungen von Werken Pachschmidts bilden möge. Gab es zwar bis ins 19. Jh. hinein offenbar immer wieder Aufführungen von Kompositionen Pachschmidts, so hat man danach beinahe auf ihn vergessen, lediglich 2 seiner Werke wurden im 20. Jh. noch aufgeführt, darunter (im Zuge der Wiener Festwochen am 7. Juni 1964) die Missa Sancti Carolomanni in der Wiener Pfarrkirche Breitenfeld. Die doch beachtliche Qualität der immerhin noch vorliegenden über 40 komplett erhaltenen Werke Pachschmidts würde ein größeres Interesse an Kompositionen dieses Meisters rechtfertigen. Werke Pachschmidts wären auch für kleinere Ensembles durchaus interessant, gibt es doch einige sehr klein besetzte Kompositionen, wie etwa Arien, von denen Aufführungen zweifelsfrei ohne größeren Aufwand realisiert werden könnten. Einige Transkriptionen auch von kleineren Kompositionen Pachschmidts sind übrigens Bestandteil der u.a. in der Universitätsbibliothek Wien und der Österreichischen Nationalbibliothek aufliegenden Dissertation (Carolomannus Pachschmidt) des Verfassers der vorliegenden Zeilen.

Pachschmidt ist am 9. März 1734 im Schottenstift verschieden, wie es im entsprechenden Totenbeschauprotokoll heißt "an der Brustwassersucht". Es ist davon auszugehen, dass er im Schottenstift beerdigt worden ist, seine exakte Grabstelle ist nicht mehr bekannt. Möge wenigstens die Erinnerung an ihn wach gehalten werden.

letzte Änderung: 24.12.2007     •     Text: Alexander Opatrny     •     Webeinrichtung: Konrad Antonicek